Sonntag 27. Oktober 2019

Vortrag: Verfolgt und beraubt

Im Rahmen der Vortragsreihe zur Sonderausstellung Unter Verdacht. NS-Provenienzforschung im Städtischen Museum Göttingen spricht der Historiker Jörg Janßen über die systematische Beteiligung der Finanzbehörden an der Ausplünderung der jüdischen Bevölkerung von Göttingen und Umgebung in der Zeit des Nationalsozialismus.

Die Finanzbehörden nahmen eine zentrale Rolle im NS-Unrechtsstaat ein, indem sie den zurückgelassenen Hausrat und das noch vorhandene Vermögen der vertriebenen oder ermordeten jüdischen Bevölkerung verwalteten und zu Gunsten des Deutschen Reiches verwerteten. Die örtlich zuständigen Finanzämter übernahmen die Versteigerungen der einstigen Besitztümer.

Der Vortrag informiert über die gesetzlichen Instrumente zur Enteignung der Verfolgten und stellt die lokalen Protagonisten dieses Ausplünderungsprozesses vor dem Hintergrund von Emigration und Deportation am Beispiel einiger jüdischer Familien vor. Ebenso wird auf die schleppende Aufarbeitung dieser NS-Verbrechen in der Nachkriegszeit eingegangen. Dabei stehen vor allem die Restitutions- und Entschädigungsverfahren im Fokus.

Jörg Janßen ist seit über 25 Jahren in verschiedenen Funktionen für die Geschichtswerkstatt Göttingen tätig und seit 2002 auch ehrenamtliches Vorstandsmitglied. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf lokalhistorischen Themen. Aktuell arbeitet er an Projekten zur Emigration und Vertreibung der Jüdinnen und Juden aus Südniedersachsen sowie über die Verdrängung der jüdischen Studierenden von der Georg-August-Universität.

Beginn 15:00 Uhr im Veranstaltungsraum des Museums

Kosten 2 Euro