Mrz 17, 2022

Von Tabernakeln und Heiligen

Zwei aktuelle Restaurierungsprojekte des Städtischen Museums

Tabernakel-Sekretär, um 1750, Nussbaumfurnier auf Fichtenholz, Ebenholz, Elfenbein, Papier, Metall

Hinter den Kulissen laufen die letzten Vorbereitungen für die kommende Sonderausstellung „Stadt | Mensch | Pandemie. Göttingen 20/21“, die am 27. März digital eröffnet wird, auf Hochtouren.

Gleichzeitig arbeiten wir aber auch an unserer Sammlung in Depot und Dauerausstellung weiter. Konkret werden aktuell zwei Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt, die den dauerhaften Erhalt und die Ausstellungsfähigkeit zweier sehr unterschiedlicher Objekte sichern und verbessern soll.

Tischlermeister und Restaurator Joachim Sablotzki und Museumsleiterin Andrea Rechenberg besprechen nötige Restaurierungsmaßnahmen

Zum einen handelt es sich um die umfassende Restaurierung eines barocken Tabernakel-Sekretärs. Der Sekretär besteht aus Nussbaum und ist mit Einlegearbeiten aus Ebenholz und Elfenbein verziert. Er wurde vermutlich um 1750 erbaut und 1905 vom Museum für 25 Mark von einer „Witwe Grote“ angekauft. Möglicherweise handelt es sich um die Pastorenwitwe Julia Grote, geboren Philippi, die 1913 in Göttinger verstorben ist.

Mittlerweile lässt der Zustand des Sekretärs stark zu wünschen übrig: fehlende Griffe und Beschläge, abgeplatztes Furnier, klemmende Türen und Schubladen, zerfressenes Holz und ein abgebrochener Fuß. Eine Ausstellung des Objektes wäre in dem jetzigen Zustand nicht möglich.

Um dies für die Zukunft zu ändern, haben wir den Sekretär nun nach Krebeck zu mobiliar – Tischlerei Sablotzki & Weiß GbR gebracht. Sie sind Spezialisten für die Restaurierung antiker Möbel und haben bereits erste Maßnahmen umgesetzt.

 

 

Zerfressenes Holz, ein fehlender Fuß und lockeres Furnier – erste Maßnahmen werden bereits umgesetzt:

Zeitgleich restauriert die Diplomrestauratorin Viola Bothmann bei uns im Haus eine der kirchlichen Holzskulpturen aus unserer Dauerausstellung.

Diplomrestauratorin Viola Bothmann mit Jacobus an ihrem Arbeitsplatz in der Remise

Die Figur des Heiligen Jacobus des Älteren gehört zu den Arbeiten des südniedersächsischen Bildschnitzers Bartold Kastrop, dem in unserer Dauerausstellung ein eigener Raum gewidmet ist. Gefertigt wurde die Figur um 1500. Sie zeigt den Heiligen Jacobus in traditioneller Aposteltracht, mit Mantel, Pilgerhut und Pilgerbeutel. Im linken Arm trägt er vermutlich ein – heute stark beschädigtes – Buch. Besonders auffällig ist jedoch das fein gearbeitete und erstaunlich gut erhaltene Gesicht und Barthaar Jacobus.

 

 

 

Jacobus vor Beginn der Restaurierung:

  

Jacobus wurde dem Museum 1896 von der St. Jakobus-Kirche in Eboldshausen geschenkt. In einem ersten Schritt wird die Figur nun von Viola Bothmann gereinigt, sodass Jacobus wieder in seinem ursprünglichen Glanz erstrahlen kann.

Ein deutlicher Unterschied: Jacobus linke Gesichtshälfte nach der Reinigung, daneben der Vor-Zustand

 

Ermöglicht wird die Restaurierung der Jacobus-Skulptur durch die Restaurierungspatin Dr. Anke Manuwald. Die Restaurierungspatenschaft wurde ihr von ihrer Familie zum Geburtstag geschenkt.

Ausführlichere Berichte über einzelne Restaurierungsmaßnahmen folgen nach Beendigung der Projekte.

Über Iris Olszok

Iris Olszok ist wissenschaftliche Volontärin im Städtischen Museum Göttingen.