Jun 17, 2022

Sommer, Sonne, Vorgarten

Ein Blog-Beitrag aus dem Museum-Vorgarten

Nicht nur unser Museumsgebäude, zu dem mit dem Hardenberger Hof der einzig erhaltene Renaissance-Adelpalais der Stadt gehört, steht unter Denkmalschutz. Auch unser Vorgarten samt Ziereinfriedung aus Sandsteinpfeilern, Bruchsteinmauern und schmiedeeisernem Ziergitter zählt als Baudenkmal. Er ist der einzig öffentlich zugängliche städtische Garten innerhalb des Walles und wird auch immer wieder gerne von Göttinger*innen zum Entspannen in der Mittagspause genutzt.

In seiner heutigen Form gibt es den Vorgarten seit der Umgestaltung des Hardenberger Hofs zur städtischen Altertumssammlung 1896/97. Seitdem werden hier auch witterungsfeste Stücke unserer Sammlung ausgestellt.

Rechts vom Haupteingang sieht man beispielsweise eine gotische Fenstereinfassung aus Sandstein. Sie stammt ursprünglich aus dem Kelterbornschen Haus in der Jüdenstraße. Das Haus wurde von verschiedenen Familien der Göttinger Oberschicht bewohnt. Nachdem das Haus 1908 abgerissen wurde, kam das Fernster ins Museum.

Daneben steht ein Gedenkkreuz aus dem Jahr 1260. Es stammt ursprünglich aus Duderstadt und erinnert an den Tod eines Schmiedes namens Wilhelm. Laut Inschrift wurde er von Wölfen zerrissen. Dass es sich bei Wilhelm um einen Schmied gehandelt es, zeigen die auf dem Kreuz dargestellten Werkzeuge: Haumesser, Zange und Hammer. Das Kreuz gilt als der älteste datierte Steinkreuz Deutschland.

Nicht nur ein Fenster, sondern eine komplette Hausfront findet man im linken Teil des Gartens. Hier steht die Fassade des Siedentropschen Hauses in der Roten Straße, abgerissen 1905. Seit Ende des 18. Jahrhundert gehörte das Haus der Tuchmacherfamilie Hasselbach. Mitte des 19. Jahrhundert beherbergte es die Bunt- und Kupferdruckerei des Kupferstechers Siedentopf.

Auch eine seltene Polyeder-Sonnenuhr steht in unserem Garten. Sie gehört zu den nur sieben in Deutschland erfassten Sonnenuhren dieser Art. Gebaut wurde sie zwischen 1800 und 1850. Bis 1934 stand die Sonnenuhr im Garten der Johann-Sillem-Stiftung an der Weender Landstraße, dann wurde sie in den Vorgarten des Städtischen Museums umgesetzt. 2008 wurde sie gründlich restauriert. Einen Flyer zu ihrer Geschichte und Funktion findet man im Windfang des Museums.

Außer Fenster, Kreuz, Fassade und Sonnenuhr gibt es noch weitere Objekte zu entdecken.

Neben Kultur bietet der Vorgarten aber auch Natur. Die Kolleg*innen vom Fachbereich Stadtgrün und Umwelt pflegen ihn. Das Ergebnis ist alljährlich im Sommer zu bewundern. So auch die Barbara-Rose, die 2016 anlässlich der Ausstellung Barbara 64 gepflanzt wurde.

   

Über Iris Olszok

Iris Olszok ist wissenschaftliche Volontärin im Städtischen Museum Göttingen.