Jan 24, 2020

Klappe auf – eine Zugabe

Klaus Wettig hielt am vergangenen Freitag einen Vortrag über die Umbruchjahre 1966 bis 1969.

Nach wie vor ist das Interesse an der 68er- Bewegung und den mit ihr verbundenen Entwicklungen in Politik, Gesellschaft und Kultur sehr groß. Dies zeigte die gute Besucherresonanz bei dem Vortrag „Die Umbruchjahre 1966, 1967, 1968, 1969“ von Klaus Wettig. Mit rund 60 Besucher war der Veranstaltungssaal gut gefüllt. Unter den Besuchern befanden sich erfreulicherweise auch einige der Zeitzeugen, die Leihgaben für die Sonderausstellung „Klappe auf!“ im Jahr 2018 zur Verfügung gestellt hatten

Klaus Wettig, von 1979 bis 1994 für die SPD Mitglied im Europäischen Parlament, mitgestaltender SPD-Politiker und Autor, studierte von 1962 bis 1970 Jura und Sozial- und Literaturwissenschaften an der Georg-August-Universität. Als Zeitzeuge gab er einen lebendigen Überblick über die Umbruchjahre 1966 – 1969. Anhand seiner reichen Erfahrung erläuterte er die politischen Entwicklungen, verwies auf prägnante Ereignisse in Berlin, wie den Schah-Besuch im Juni 1967 und die tödlichen Schüsse auf den Studenten Benno Ohnesorg und gab Einblicke in die inneruniversitären Aktionen und Reaktionen von Studierenden und Professoren der Georg-August-Universität Göttingen.

Als weiteren wichtigen Aspekt betonte Klaus Wettig die Auswirkungen auf die Kommunalpolitik. So sind neue Bauvorhaben im Verkehrs- und Schulwesen initiiert worden, und eine weitere besondere Herausforderung bestand darin, für die stark angestiegene Zahl der Studierenden neuen Wohnraum zu schaffen und neue Wohngebiete zu erschließen. So hat sich parallel zu den inneruniversitären Umbrüchen auch das Stadtbild der Universitätsstadt Göttingen sichtbar und nachhaltig verändert.

Im Anschluss an den Vortrag entstand eine rege Diskussion. Sie befasste sich mit der veränderten Beteiligung der Studierenden an inneruniversitären Entscheidungen, der Berichterstattung der Presse über die studentischen Aktionen und Proteste und deren Verhältnis zu den Göttinger Bürgern. Auch der Abriss des Universitäts-Reitstalls in der Weender Straße, heute Carré, blieb als spezielles Ereignis, bei dem Studenten und Bürger ein gemeinsames Ziel hatten, natürlich nicht unerwähnt.

Über Simone Hübner

Simone Hübner ist Kuratorin im Städtischen Museum Göttingen.