Apr 10, 2020

Göttingen – Rom – Göttingen

Die Brüder Riepenhausen gehören zu den bedeutendsten Künstlern des beginnenden 19. Jahrhundert. In ihren abwechslungsreichen Werken setzten sie sich mit klassizistischen und romantischen Stilelementen und Inhalten auseinander.

Johannes Riepenhausen (geb. 1788 in Göttingen, gest. 1860 in Rom) und Franz Riepenhausen (geb. 1786 in Göttingen, gest. 1831 in Rom) waren die Söhne und Schüler des an der Göttinger Universität tätigen Kupferstechers Ernst Ludwig Riepenhausen (geb. 1762 in Göttingen, gest. 1840 in Göttingen). Nach einer Italienreise 1805, wählten sie Rom zu ihrem ständigen Aufenthaltsort.

signiert u. r.: Riepenhausen del., lavierte Federzeichnung, 17,9 cm x 24,3 cm, Inv.Nr. 1984/380

Die beiden Brüder griffen in Zeichnungen oftmals religiöse und antike Themen auf. Eine Vielzahl davon haben wir in unserer Grafiksammlung. Eine dieser Zeichnungen zeigt eines der sieben Sakramente der katholischen Kirche. Dabei handelt es sich um eine Firmung, das Bekenntnis zum Glauben und dessen Verbreitung, die in feierlicher Atmosphäre von einem Bischof durchgeführt wird. Diese Darstellung findet sich in etwas abgewandelter Form, bspw. fehlen die beiden Personen hinten rechts, in der Publikation „Collezione di quaranta sacre Ceremonie (Anm d. Verf.: Sammlung von vierzig heiligen Zeremonien), Rom Tafel II, um 1850“ wieder und verweist auf den hohen Bekanntheitsgrad, den die Gebrüder Riepenhausen bereits schon im 19. Jahrhundert hatten.

 

signiert u.r.: Riepenhausen del., Feder- und Graphitzeichnung, 20.3 cm x 29 cm, Inv.Nr. 1984/274

Auch ein sehr schönes Beispiel für ihre Studien der Antike befindet sich in unserem Bestand. Es zeigt zwei weibliche Kopfbilder. Auf der linken Seite im dreiviertel Profil, rechts ist der Kopf leicht nach unten geneigt im Halbprofil dargestellt. Auf beiden Abbildungen bedeckt ein Tuch den Kopf.

Angelegt sind in unserer Datenbank ca. ein Drittel unseres Riepenhausen-Bestandes, die 136 Datensätze werden derzeit mit Bildmaterial aus unserem Fotoprojekt (vgl. Blogbeitrag 3.4.2020) ergänzt.

In unserem Bestand befindet sich neben den zahlreichen Zeichnungen der Malerbrüder auch eine Ausgabe „La Vie de Raphaél Sanzio D’Urbino“, Stuttgart 1838, J. Scheible’s Buchhandlung. In dem Zyklus illustrieren Johannes und Franz Riepenhausen in 12 Blättern das Leben des Künstlers Raffael (1483 – 1520). Raffael war schon zu seinen Lebzeiten berühmt und zu Beginn des 19. Jahrhunderts war seine Rezeption auf einem Höhepunkt. Am 6. April 2020 war sein 500. Todestag.

Fotos: Branka Keser

Über Simone Hübner

Simone Hübner ist Kuratorin im Städtischen Museum Göttingen.