Einen ersten Eindruck vom Vorgarten des Städtischen Museums vermittelt der Blog-Beitrag Gartenpartie. Zudem gibt es weitere Beiträge zu den einzelnen Gebäuden des Städtischen Museums, dem Hardenberger Hof, der Remise und der Alten Posthalterei.

Blick auf den Kapellenanbau (rechts). Hinter den blühenden Forsythien die Fassade des Siedentopfschen Hauses.
Mit der Umnutzung des Hardenberger Hofes 1896/97 zur städtischen „Altertumssammlung“ kam ein Museumsgarten dazu. Den Umbau gestaltete der Stadtbaurat Heinrich Gerber. Zum Museumsgarten gehört als Bestandteil auch die Ziereinfriedung; bestehend aus kunstvoll profilierten Sandsteinpfeilern, zwischen die Bruchsteinmauern und schmiedeeiserne Ziergitter eingespannt sind. Westlich begrenzt die an den Remisen-Giebel angebaute Fassade eines abgebrochenen Göttinger Fachwerkgebäudes aus dem 16. Jahrhundert den Museumsvorgarten. Konzeptionell gehört die Fassade dieses sogenannten Siedentopfschen Hauses also zum Museumsgarten, baulich ist die Fassade jedoch fester Teil der Remise.
Die Fassade des Siedentopfschen Hauses aus der Roten Straße ist im Jahr 1905 dem Abschluss der Remise vorgeblendet worden. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatte der Kupferstecher Siedentopf eine Bunt- und Kupferdruckerei in dem Haus in der Roten Straße eingerichtet. Es gehörte wohl zu den ältesten Häusern Göttingens. Diese reine Schaufassade des Siedentopfschen Hauses grenzt westlich an den Vorgarten des Museums. Südlich befindet sich der Hardenberger Hof, an dessen Westgiebel der Kapellenbau anschließt, der somit zwischen dem Hardenberger Hof und der Remise liegt.

Entwurfszeichnung zur geplanten Südansicht des Hardenberger Hofes aus dem Jahre 1896, von Stadtbaurat Gerber.
Der Kapellenanbau ist ein massiver Bau mit Putzfassaden in den Formen einer spätmittelalterlichen Kapelle mit eingezogenem Polygonalchor und Strebepfeilern. Der Kapellenanbau wurde im Zuge der oben genannten Umgestaltung zur städtischen „Altertumssammlung“ nach den Plänen von Heinrich Gerber erbaut. Heinrich August Anton Gerber (1831-1920) war Architekt, von 1869 war er Baubeamter in Göttingen und ab 1898 bis 1901 Stadtbaurat. Nicht nur viele heute noch erhaltene Bauwerke in Göttingen erinnern an ihn, auch die Baurat-Gerber-Straße, die nach ihm benannt wurde.
Im Kapellenanbau wurden im hohen Obergeschoss die kirchlichen Altertümer ausgestellt; darunter im Erdgeschoss waren Arbeitsräume. Über dem Chor ist ein massives Gewölbe erhalten. Der Kapellenanbau wurde vollständig neu angefügt, diente als Zweckbau der Ausstellung der kirchlichen Altertümer und war somit niemals ein sakraler, geweihter Bau.
Seit der Umgestaltung des Hardenberger Hofes wurden im Vorgarten verschiedene witterungsfeste Sammlungsstücke auf- und ausgestellt. Eines davon ist eine gotische Fenstereinfassung aus dem sogenannten Kelterbornsche Haus, welches in der Jüdenstraße lag, praktisch gegenüber dem heutigen Museum. Es handelte sich bei dem Haus um einen gotischen, zweigeschossigen Steinbau mit Treppengiebeln an der Ost- und Westfassade. Das Haus wurde von verschiedenen Familien der städtischen Oberschicht bewohnt. Nach dem Abriss 1908 kam die gotische Fenstereinfassung ins Städtische Museum. Die Fenstereinfassung ist aus einzelnen Sandsteinblöcken zusammengesetzt. Sie stammt aus dem Westgiebel des Kelterbornschen Hauses. Das Fenster war ursprünglich ein mittelalterliches Drillingsfenster. Nachträglich wurde eine Säule entfernt, um einen Durchgang oder eine Ladeluke zu schaffen. Heute ist es eines der witterungsfesten stadtgeschichtlichen Objekte im Vorgarten des Museums.