Zunächst galt es die technischen Voraussetzungen zu meistern, aber dann kam eine neue große Frage: Wo und wie richte ich mir meinen Arbeitsplatz ein? Mit dem Laptop im Bett zu bleiben war verlockend aber im Hinblick auf eine angemessene Arbeitsatmosphäre nicht wirklich kompatibel. Ein Schreibtisch musste her. Der Kompromiss ist, die ersten Telefonate und E-Mails bearbeite ich ungekämmt im Schlafanzug – sieht ja keiner. Und so schön das auch ist, mir fehlt mein täglicher Weg zur Arbeit sehr; die bekannten Gesichter der Unbekannten, die sich morgens ebenfalls auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule oder von der Arbeit nach Hause befinden, das geschäftige Treiben einer Stadt, die langsam erwacht und ihre alltägliche Routine beginnt.
Und auch für meinen Ausbildungsplan als wissenschaftliche Volontärin bedeutet es große Änderungen: Für diesen Abschnitt war vorgesehen, dass ich auf die Vermittlung vorbereitet werde, also wie Objekte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Daran hat sich nichts und doch alles geändert, denn Führungen durch die Ausstellungen sind derzeit leider nicht möglich. Als jedoch die ersten Vorsichtsmaßnahmen zur Einschränkung der Verbreitung des Corona-Virus getroffen wurden, war uns schnell klar, dass wir verstärkt über digitale Angebote die Menschen erreichen wollen und müssen. Ziel ist es dabei möglichst vielen Menschen Kultur und Abwechslung in den jetzt schwierigen Alltag nach Hause zu liefern, um sie zu informieren, zu unterhalten und zu inspirieren.
Schon seit einiger Zeit bringen wir Digitalität in den Museumsalltag ein. Unsere digitale Öffentlichkeitsarbeit konzentriert sich auf unsere Webseite, mit dem Blog sowie einen Instagram Account und die neue Sonderausstellung, die wegen der Corona Pandemie nach nur 2 Wochen wieder geschlossen werden musste, wird nun in einer digitalen Form, als Scrollytelling, kapitelweise auf der Homepage des Museums geöffnet.
Inhaltlich findet auf Instagram ein virtueller Rundgang durch das Museum statt, welches aus mehreren geschichtsträchtigen Gebäudeteilen besteht und einem zugehörigen Vorgarten. Zudem haben wir an einer Challenge auf Instagram teilgenommen, zu der uns das Historische Museum Hannover nominiert hatte. In der Challenge ging es darum 10 Tage lang jeden Tag ein Bild aus dem Museum zu posten und so die Sammlung und das Museum vorzustellen. Die digitale Öffentlichkeitsarbeit ist ein sehr spannendes Feld mit scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten und dennoch fehlt mir auch die analoge Arbeit im Museum an und mit den Objekten. Mit diesen analog zu arbeiten, sie (mit Handschuhen versehen !!) in der Hand halten zu können, berührt Kopf und Herz noch auf eine andere Weise, die für mich nicht grundsätzlich digital ersetzt werden kann.
Aber wir bleiben zu Hause, in der Hoffnung, dass wir so dazu beitragen können, all diese Dinge möglichst bald wieder zu erleben. Bis dahin habe ich einen neuen Kollegen, der mich kritisch beobachtet oder bisweilen versucht mich abzulenken.