Wie sah Ihre Arbeit am Ausstellungsprojekt genau aus?
Mein Anteil war eigentlich ja nur ein recht kleiner von ganz vielen. Ich hab das Belagerungsgemälde in viele kleine Fotos aufgelöst und daraus ein großes digitales Bild generiert. Dieses Bild ermöglicht mit einer animierten Kamera über das Gemälde zu fahren. Besonders spannend war, dass bei der Postproduktion verschiedene Details zum Vorschein kamen. Es ist möglich, eine Stelle anzuschauen, als ob man mit der Nasenspitze direkt vor dem Original steht.
Welche Schwierigkeiten gab es?
Das Bild hat es mir nicht einfach gemacht. Es war eine große Herausforderung mit dem Licht und den Spiegelungen auf der Oberfläche. Die Malschicht weist ganz natürliche Risse auf und hat einen glänzenden Firnis, der reflektiert. Außerdem ergibt der pastose Auftrag der Ölfarbe ein starkes Licht-Schatten-Spiel. Ich hab versucht diese Punkte zu minimieren. So musste ich für alle 36 Ausschnitte, aus denen das Gesamtbild besteht, eine andere Lichteinstellung wählen.
Welche Erfahrung war besonders schön?
Ich habe sehr viel Zeit vor dem Gemälde in den Ausstellungsräumlichkeiten verbracht. Dabei ist mir bewusst geworden, wie umfangreich die Planung einer solchen Ausstellung ist und wie viele Menschen daran beteiligt sind. Die Tischler bauen die Vitrinen und die Ausstellungsmöbel, die Elektriker bringen die Beleuchtung an, die Kuratoren machen sich Gedanken über die genaue Platzierung der Objekte. Ich hab sehr viel gelernt und fand es sehr faszinierend, diesen Entstehungsprozess zu beobachten und dadurch selbst in diesen eingebunden zu sein.
Was ermöglicht der Film in der Ausstellung dem Besucher hier und ganz allgemein?
Ein Film kann natürlich sehr vielfältig eingesetzt werden. Hier in der Ausstellung stellt er dem Besucher spezifische Sichtweisen auf das Gemälde dar. Der Besucher wird an die Hand genommen und erhält in einer komprimierten Zeit Zugang zu diesem Werk. Es ist kein Reden über das Bild, sondern ein Erschließen des Bildes durch selbiges.
Ein Film ist immer eine Erzählung. Über das Sehen erfährt man etwas. Ein Text kann dies ebenfalls, durch den Film ist die Rezeption aber einfacher, da der Betrachter geleitet wird. Filme können wie Texte und Audiostationen jedoch allein keine Ausstellung tragen. Das Zusammenspiel ist wichtig. Ein Film ist daher ein Baustein von multidimensionalen Zugängen. Dies ist in dieser Ausstellung sehr gut umgesetzt.
Sie studieren Visuelle Anthropologie. Was heißt das genau?
Die visuelle Anthropologie beschäftigt sich mit allen Kulturgütern, die visuell erschließbar sind. Das können Medien wie Bilder, Fotos, Videos oder Filme sein. Wir arbeiten aber auch selbst visuell. Die Kamera ist dabei ein wichtiges Forschungswerkzeug, v.a. in der Feldforschung. So können Bildgegenstände mit der Kamera in neuer Form erschlossen werden.
Das Interview mit Fabian Fess führte Saskia Johann, wissenschaftliche Volontärin.