Neuzugang im Städtischen Museum
Das Städtische Museum hat auf einer Auktion des Göttinger Auktionshauses das Aquarell „Monte Soratte“ des jüdischen Malers Hermann Hirsch (1861-1934) erworben. Das Werk stammt aus Privatbesitz und entstand 1908 bei einem Aufenthalt des Künstlers in Italien. Mit weichem Pinselstrich und hellen erdigen Farbtönen zeigt Hirsch die malerisch-idyllische Landschaft des Latiums. So blühen auf den Feldern bunte Blumen, ein Schäfer hütet seine Schafe und im Hintergrund erhebt sich majestätisch der Berg, der aus weiter Entfernung sichtbar ist.
Hirsch war für seine stimmungsvollen Landschaften bekannt. Er nahm an zahlreichen Akademie-Ausstellungen in Berlin teil und verdankt seinen Italien-Aufenthalt einem Empfehlungsschreiben der Akademie. Nach seiner Übersiedlung von Berlin nach Bremke bei Göttingen 1918 fertigte er in Gemälden und Grafiken zahlreiche Dorfansichten, die seine neue Heimat wiedergeben. Auch mit Porträts machte er sich einen Namen. Im Besitz des Städtischen Museums befinden sich vorwiegend Landschaftsbilder mit regionalen Motiven und Porträts Göttinger Bürger. Mit dem Aquarell schließt das Museum eine wichtige Sammlungslücke, da Aquarelle des Künstlers und Arbeiten aus seiner Zeit in Italien nur spärlich überliefert sind.
Hirschs weiteres Schicksal verlief wie das vieler jüdischer Künstler. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er nicht mehr mit Aufträgen bedacht und aus seinem Haus in Bremke vertrieben. Er beging 1934 Selbstmord. Seine Besitztümer, die nicht zuvor von seiner Familie außer Landes geschafft werden konnten, wurden arisiert. Das Städtische Museum veranstaltete 2009 eine große Sonderausstellung über den Künstler, zu der ein bebilderter Katalog erschien. Das Werkverzeichnis, das erstmals alle überlieferten Werke aufnimmt, wurde von Rainer Driever vorgelegt.
(Saskia Johann, wissenschaftliche Volontärin)