Aufwendig gestaltet im historisierenden Stil der Zeit, atmet sie ganz den behäbigen Wohlstand dieser „Welt von Gestern“ (Stefan Zweig) vor dem Weltkrieg, der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. An Weinen schenkte man im ersten Haus am Markt all die großen Lagen deutscher Weine aus, die heute von den meisten halb vergessen sind: „Piesporter Goldtröpfchen“, „Liebfrauenmilch“ oder „Niersteiner Gutes Domthal“.
Aber getreu dem Vers von Johann Wolfgang von Goethe aus dem Faust „Ein echter deutscher Mann mag keinen Franzen leiden, Doch ihre Weine trinkt er gern“ werden auch die großen Bordeauxlagen des französischen „Erzfeindes“ angeboten: „Léoville Poyferré“, „Lafite“ und „Margaux“ sowie die berühmten Champagner „Pommery“ und „Heidsieck“.
Bier dagegen wurde vom gehobenen Bürgertum offenbar als minderwertig verschmäht. Auf der letzten Seite finden sich lediglich die beiden englischen Sorten „Porter“ und „Pale Ale“ – und ganz am Ende der Karte versteckt unter der Rubrik „Diverses“ verbergen sich summarisch „Münchner, Pilsener, Lichtenthaler und Göttinger Bier“.
(Ernst Böhme, Museumsleiter)