Im Rahmen der Sonderausstellung „Unter Verdacht. NS-Provenienzforschung im Städtischen Museum Göttingen“ spricht der promovierte Historiker und Provenienzforscher Johannes Schwartz am 1. Dezember über den Numismatiker, Privatgelehrten und Kunsthändler Georg Pfanneberg.
Georg Pfanneberg (1869-1946) betrieb von 1891 bis 1926 einen gutgehenden kleinen Antiquitäten- und Münzhandel in Göttingen. In Hannover führte er seine Geschäfte fort und war zudem in einer Münzhandlung angestellt, die er in der NS-Zeit von der jüdischen Besitzerin Alma Lichtenberg, verwitwete Seligmann, übernahm. Pfanneberg veräußerte zwischen 1893 und 1946 tausende Münzen, Medaillen, Porzellanobjekte, Kunstgegenstände, Handschriften und Bücher an das Städtische Museum Göttingen und in Hannover an das Kestner-Museum, das Historische Museum, die Stadtbibliothek sowie das Stadtarchiv. Die Herkunft der Objekte ist schwer zu ermitteln, da Quellenmaterial nur selten überliefert ist.
Der Vortrag widmet sich Pfannebergs Sammlungs- und Handelspraktiken und zeichnet sie biografisch, alltagsgeschichtlich und akteurszentriert nach. Unter welchen Umständen erwarben die städtischen Einrichtungen in Göttingen und Hannover solche Wertgegenstände? Wie verhielt sich Pfanneberg in der NS-Gesellschaft und gegenüber den Institutionen des NS-Staates? Befand sich unter seinen Sammlungsgegenständen NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut?
Johannes Schwartz ist seit Juli 2016 Provenienzforscher im Museum August Kestner, im Historischen Museum und im Stadtarchiv von Hannover. Er kuratierte die Sonderausstellung Spuren der NS-Verfolgung. Über Herkunft und Verbleib von Kulturgütern in den Sammlungen der Stadt Hannover (12/2018-9/2019) im Museum August Kestner und gab den Sammelband Spuren der NS-Verfolgung. Provenienzforschung in den kulturhistorischen Sammlungen der Stadt Hannover heraus. Von 2000 bis 2016 war er für verschiedene NS-Gedenkstätten und NS-Dokumentarfilmprojekte tätig.