Okt 24, 2014

ARNOLD DITTMANN  – MUSEUMSTISCHLER

  Arnold Dittmann, unser Museumstischler, arbeitet seit 1992 im Städtischen Museum Göttingen. Nächstes Jahr geht er in den wohlverdienten Ruhestand – Zeit zurückzublicken auf viele Dienstjahre. Herr Dittmann, erinnern Sie sich an Ihren ersten Arbeitstag? Ja, schon. Ich kann mich daran erinnern, dass ich mich selber einarbeiten musste, da ich keinen direkten Vorgänger hatte, der […]

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Arnold Dittmann, unser Museumstischler, arbeitet seit 1992 im Städtischen Museum Göttingen. Nächstes Jahr geht er in den wohlverdienten Ruhestand – Zeit zurückzublicken auf viele Dienstjahre.

Herr Dittmann, erinnern Sie sich an Ihren ersten Arbeitstag? Ja, schon. Ich kann mich daran erinnern, dass ich mich selber einarbeiten musste, da ich keinen direkten Vorgänger hatte, der mich einweisen konnte.

Worin unterscheidet sich die Arbeit eines Tischlers im Museum von der eines Tischlers in einem Betrieb der freien Wirtschaft? Sie ist vielfältiger, da es durch die Sonderausstellungen immer wieder neue Themen gibt und die Ausstellungsarchitektur immer wieder auf die unterschiedlichen Objekte angepasst werden muss. Ich konnte immer selbständig und frei arbeiten. Die Möglichkeit hätte ich in einem Betrieb nicht gehabt.

Was waren Ihre Aufgaben? Nur ein Drittel der Arbeiten waren reine Tischlerarbeiten: Zum Beispiel Ausstellungsarchitektur, Bau von Vitrinen und Depotregalen. Die übrigen Zweidrittel betrafen alles andere: Luftbefeuchter und Hygrografen betreuen und warten, Beleuchtung, Passepartouts zuschneiden, Bilder rahmen, Objektbeschriftungen aufziehen, lackieren, streichen, Archivkartons nach Maß zusammenbauen, allgemein Materialbeschaffung, Parkett verlegen… 10 Jahre habe ich sogar auch den Schließdienst übernommen. Vieles sind Bereiche, die ich mir selber durch learning by doing angeeignet habe.

Welche handwerkliche Leistung hat Ihnen am meisten Spaß bereitet? Bis 2005 bestanden die Sonderausstellungen eher aus Bildern an den Wänden oder Präsentationen von Silber. Seit Herr Böhme Leiter des Hauses ist, haben sich die Ansprüche an Sonderausstellungen geändert. Die Ausstellungsarchitektur und Hilfsmittel hierfür zu entwickeln, hat mir großen Spaß gemacht. Besonders die Nachtausstellung 2006 hatte einen aufwändigen Ausstellungsaufbau. Da haben wir zum Beispiel eine Decke abgehängt und einen Nachthimmel installiert. Die Zusammenarbeit mit einer Ausstellungsagentur 2010 für die Ausstellung zum Göttinger Verlag Vandenhoeck & Ruprecht war auch eine tolle Erfahrung. (http://www.museum.goettingen.de/frames/fr_sonderausstellungen.htm)

Ist irgendetwas mal schiefgegangen im Bereich Ausstellungsarchitektur? Nein, es sind nie Bilder von den Wänden gefallen oder Ausstellungsmöbel zusammengestürzt. Es hat immer alles gehalten. Und ich habe immer ohne Zeichnung gearbeitet. Vieles haben wir ausprobiert und so viel Erfahrung gesammelt. Durch die lange Zusammenarbeit mit den Kuratoren habe ich ein Gespür dafür entwickelt, was sie sich vorstellten und wie all die kreativen Ideen umgesetzt werden können.

Was machen Sie aktuell? Zurzeit bereiten wir eine Präsentation vor zur Übergabe von Möbeln an eine jüdische Familie.* Dafür haben wir ein Podest und spezielle Präsentationshilfen gebaut.

Was ist Ihr Lieblingsobjekt im Museum? Ich hatte vor langer Zeit einmal die Gelegenheit, einen Schrank aus dem 17. Jahrhundert von Wurmbefall zu befreien und aufzuarbeiten, nachdem ich mich kundig gemacht habe. Und Stickstoffbehandlungen gab es damals noch nicht. Dieser Schrank ist zu einem Lieblingsobjekt geworden.

*Präsentation: Die Möbel der Familie Hahn. Restitution „arisierter“ Objekte aus dem Besitz von Max Raphael und Gertrud Hahn. (http://www.museum.goettingen.de/)

(Das Interview mit Arnold Dittmann wurde geführt von Ines Lamprecht)

 

 

 

Über Ines Lamprecht

Ines Lamprecht war freie Mitarbeiterin am Städtischen Museum Göttingen.