Bilder aus unserem Gemäldedepot vorzustellen, so spontan wie möglich, wissenschaftlich nur so viel wie nötig, das ist mein Anliegen. Das vorläufige Depot wurde aufgrund der Sanierungen am Städtischen Museum letztes Jahr eingerichtet. Beim Eintreten fällt mein Blick direkt auf ein Großformat mit einer Inventarnummer aus den 1970er Jahren. Eine Kurzrecherche über unser Inventarisierungssystem ergab den Künstler: Hermann Waldenburg, als Maler und Fotograf aktiv und bekannt seit den 1960er Jahren. Das Bild zeigt in Reih und Glied variationslose zweiblättrige Pflanzen, der Feldboden monochrom grau, der Himmel weiß-hellblau. Die Besonderheit der gleichförmigen Pflanzen zeigt sich in einem metallenen Ring, der, durch einen gespannten und im Boden befestigten Metalldraht, jede Pflanze zu stabilisieren scheint… Scheint, denn er schneidet ein in den Stiel, schnürt, so mein Eindruck, die Pflanzen ab, die, trotz dieser Qual, saftig gesund grün sind oder nur so scheinen. Die Wissenschaftlerin in mir will sich auf Literaturrecherche begeben, nachschlagen, wie das alles zu deuten ist, was der Künstler damit beabsichtigt hat, doch gerade das möchte ich eben nicht tun, sondern unvoreingenommen zum Ausdruck geben, was mir das Bild sagt. Also, die Monotonie der stilisierten Pflanzenreihung, der wie Beton wirkende Boden, die Metallringe um die Pflanzenstiele symbolisieren für mich unmissverständlich die Denaturierung der Natur, den Wunsch des Menschen sich derselben zu bemächtigen und die fragwürdige Monokultur in der konventionellen Landwirtschaft, die keine Artenvielfalt zulässt. Soviel zu diesem Bild als Anstoß zum Nachdenken…
(Ines Lamprecht, freie Mitarbeiterin)