Gerade mal fünf Namen standen auf der Liste. Ich hatte um Anmeldung gebeten: Wer will nächsten Sonntag mit ins Museum? Also gehe ich von Tür zu Tür, um die Bewohner in der Flüchtlingswohnlage noch einmal persönlich einzuladen.
Sonntags ist es oft langweilig, und draußen regnet’s eh – warum also nicht? scheinen sich viele zu denken, denn zwanzig Minuten später sind fast 20 Heimbewohner – aus Syrien und Afghanistan – an der Bushaltestelle eingetrudelt; meine vorab besorgten Bustickets reichen nicht aus.
Angekommen im Städtischen Museum, wird die Gruppe von Herrn Dr. Böhme begrüßt. Hatte ich ihn erst davon abhalten wollen, seinen Sonntagvormittag zu opfern, bin ich jetzt doch erleichtert, dass er da ist: Eine männliche Stimme dringt einfach besser durch, und die Gruppe, ausnahmslos junge Männer, hört ihm auch sehr gerne zu. Zu zweit spielen wir uns die Bälle zu, halten die Gruppe auf Trab. Oder sie uns?
In der Abteilung Kirchenkunst gibt es so manchen Anknüpfungspunkt zu entdecken, auch wenn die Strahlenkranzmadonna hier Mariam heißt und ihr Mann Jussuf – war er überhaupt ihr Mann? fragt ein Informierter.
Als Hit erweist sich wieder einmal der Religionen-Raum: Viele Wiedererkennungseffekte, Nachfragen und Selbstvergewisserungen bezüglich der eigenen religiös-kulturellen Herkunft.
Anschließend auf eine Tasse Kaffee – das muss sein! Im Bullerjahn werden wir, trotz Mittagszeit, freundlich empfangen. Am Tisch lässt sich noch manches vertiefen, Vokabeln werden ausgetauscht, Schreibweisen abgeglichen.
Der Bus fährt uns zurück nach Zieten, zufällig ist es derselbe freundliche Busfahrer wie vor zwei Stunden. „ Lassen Sie Ihre Leute hinten einsteigen, ich mache Ihnen auf!“, ruft er mir entgegen.
(Bettina Kratz-Ritter, Gastblogbeitrag)