Apr 24, 2014

Vom Studium auf Museum in 4 Wochen – Backstage und Frontstage

Wie es Erving Goffman schon in seiner Analyse von sozialen Interaktionen versuchte zu beschreiben, spielt sich ein Part auf der sogenannten sichtbaren „Frontstage“ ab und ein Teil auf der unsichtbaren „Backstage“. Diese soziologische Theorie lernte ich schon im 2. Semester meines Studiums und ich treffe sie in allen Lebenslagen wieder an. So auch hier im […]
Von museum

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Wie es Erving Goffman schon in seiner Analyse von sozialen Interaktionen versuchte zu beschreiben, spielt sich ein Part auf der sogenannten sichtbaren „Frontstage“ ab und ein Teil auf der unsichtbaren „Backstage“. Diese soziologische Theorie lernte ich schon im 2. Semester meines Studiums und ich treffe sie in allen Lebenslagen wieder an. So auch hier im Städtischen Museum. Nur mit den äußeren Vorstellungen und bisher gesammelten Eindrücken aus Museen ging ich in dieses Praktikum und wurde von der Fülle und Vielfalt eindrucksvoll überrascht, dass selbst ein Museum von der Größenordnung von Göttingen vorzuzeigen hat.

Da saß ich nun, das Studium der Kulturanthropologie fast abgeschlossen, den Kopf voller Theorien, Vorstellungen, Ideen der Forschungsfelder und Interessen. Doch wo diese in der Praxis umgesetzt werden können, wurde nie klar. Warum also nicht direkt vor der Haustür schauen und ab ins Museum? Klar, scheint der „Frontstage“ Eindruck eines Museums nicht gerade in die junge Welt eines Studenten zu passen, doch sollte dieser schnell revidiert werden.

Gerade in dieser speziellen Situation des Städtischen Museums mit der kompletten Auslagerung und Umstrukturierung des Depots und der Grundsanierung, spielt sich der Großteil auf der „Backstage“ ab, auf der ich von Anfang an voll mitwirken durfte. Zwar gehörte auch das sorgfältige Einpacken von Ausstellungsobjekten und das Aufbauen von neuen Objekten mit allen Facetten von Abstandsmessung bis hin zur Lichtausrichtung zur Arbeit dazu, jedoch offenbarte sich mir ein vollkommen neues Bild hinter den Kulissen. Langsam begriff ich, was es bedeutete, sich um Objekte wirklich zu kümmern. Von der Neuinventarisierung bis hin zur Präventiven Konservierung. Ein Museum lebt von seinen Objekten und die Objekte leben von ihren Behütern und der Art ihrer Lagerung. Davon bekam ich einen Eindruck bei der Schädlingsbekämpfung von empfindlichen Materialien und dem Aufbau eines neuen Dauerdepots mit den neuesten Lagerungsstandards.

In Seminaren zur Museologie lernt man heute, dass die „Frontstage“ häufig zu eingestaubt und alles reformiert und jünger gemacht werden solle. Um den Bogen zurück zu Erving Goffman zu schlagen, beeinflusst die „Backstage“ entscheidend die „Frontstage“ und die Eindrücke, die ich hier am Museum hinter den Kulissen gesammelt habe, sind mehr als nur Reformen und werden sich in Zukunft auch auf der „Frontstage“ bemerkbar machen.

(Simon Eller, freier Mitarbeiter)

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