Zu Jahresbeginn fragte die Neue IGS Weende im Museum nach Kooperationsmöglichkeiten für ihre Schulprojektwoche zum Thema Ohne Wasser läuft nichts für das Schuljahr 2016/17. Da die Kuratorin Simone Hübner in Kontakt mit den Universitätssammlungen steht, gab sie der Neuen IGS Weende den Hinweis, dass diese Interesse haben könnten, sich an dem Projekt zu beteiligen. Das Resultat war, dass sich die Ethnologische Sammlung, das Zoologische Museum, der Alte Botanische Garten und das YLAB-Geisteswissenschaftliches Labor für eine Beteiligung entschieden.
Dem Bildungsauftrag des Städtischen Museum Göttingen entsprechend sollte das Thema Wasser unter stadtgeschichtlichen Aspekten beleuchtet werden. Im Museum befindet sich die originale Bronzeskulptur des Gänseliesels, die ursprünglich den Marktbrunnen geziert hat. Sie wurde der Ausgangspunkt. Nach intensiver Recherche in der Literatur, im Stadtarchiv und in den Sammlungsbeständen des Museums ist ein Konzept entstanden, das den Marktbrunnen und die Wasserversorgung der Stadt in den vergangenen Jahrhunderten beinhaltet.
Der Projekttag begann im Alten Botanischen Garten. Dort war eine Aktion geplant, die sich mit Wurzeln, die das Wasser dem Oberboden entziehen, beschäftigt. Darauf bezugnehmend entschied ich, als Einstieg im Museum die tiefer liegenden geologischen Schichten sowie die „Reinigung“ des Wassers durch bestimmte Sedimentgesteine mittels eines kurzen Experiments mit Sand zu veranschaulichen. Als erste echte Museumsaktion plante ich „Wasser holen“ im Innenhof. Damit soll vermittelt werden, wie es früher war, wenn Wasser am Brunnen geholt wurde und die Menschen sich dort Nachrichten und Informationen austauschten. Zudem soll den Schülerinnen und Schülern dadurch eine Vorstellung davon geben, wie es ist, ohne fließendes Wasser auszukommen.
Die nächste Aktion „Stadtplanschnitzeljagd“ findet auf einem historisch-topographischen Stadtplan statt. Dazu erhält die Klasse einen alten Text über die Reinsquelle, von der aus mit einer hölzernen Leitung das Wasser über den Löschteich, dann an den Brauhäusern vorbei bis zum Marktbrunnen geleitet wurde. Der Text ist in Fraktur geschrieben, eine Abschrift ist beigefügt. Die letzte Aktion befasst sich mit dem Gänseliesel, dem Wahrzeichen der Stadt. Die Brunnenfigur wird nach einer historischen Einführung des Marktbrunnens mit einem kleinen Multiple Choice-Test auf ihre kunstgeschichtlichen Kriterien hin untersucht. Mit der Zeichnung eines eigenen Brunnenentwurfs schließt der Projekttag ab.
Die erste Schulgruppe aus 28 sehr lebhaften Schülerinnen und Schülern stand am 28. September vor der Tür. Gestartet haben wir mit der Aktion „Wasserholen“, von der die Schülerinnen und Schüler besonders begeistert waren. Die „Stadtplanschnitzeljagd“ führte zur Teamarbeit zwischen den Schülerinnen und Schülern und die Begeisterung war groß, wenn der Löschteich entdeckt wurde. Überraschend war, dass ein Schüler den Frakturtext zur Reinsquelle sogar fließend lesen konnte. Die Zeichnungen des Gänseliesels waren erstaunlich vielfältig: mit perspektivischer Genauigkeit, mit architektonisch konstruiertem Brunnen mit Wasserspeiern oder auch mit kriegerischer Figurengruppen. Abschließend konnten die Schülerinnen und Schüler ihren Entwurf vorstellen, wobei die Idee der Gänsemagd, die selbst ein Bier zum Trinken ansetzt, für große Erheiterung sorgte.
Wie die Reaktionen der Schülerinnen und Schüler zeigte, hat ihnen der Projekttag viel Spaß gemacht.
Herzlich bedanken möchte ich mich noch für die freundliche und kooperative Zusammenarbeit bei Georg Stürzekarn vom Katasteramt Göttingen und Braimir Mandic vom Geoservice und Grundstücke der Stadt Göttingen, die uns für dieses Projekt Karten ausgehändigt und sich viel Zeit für das Heraussuchen und Besprechen dieser Karten genommen haben. B. Knyrim vom Straßen- und Wasserbau der Stadt Göttingen danke ich für den Link zur Hochwassergefahrenkarte. Auch die Museumswerkstatt, Silke Stegemann und Horst Leibeling, haben engagiert zum Projekt beigetragen. Für den fachlichen Austausch an meine Projektpartnerin aus dem Botanischen Garten Christine Battmer und die professionelle Unterstützung durch die Kuratorin Simone Hübner: herzlichen Dank!
(Astrid Otte, freie Mitarbeiterin)