Apr 20, 2018

Depotentdeckungen: Plastiken von Prinz Wolfgang zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg

Im Zuge der Umlagerung von Objekten in das Außendepot entdecken wir immer wieder auch Dinge, die uns zahlreiche Fragen aufgeben. In solchen Momenten ist die Museumsarbeit besonders spannend.

So begegneten uns während einer Umräumaktion ganze 12 große Figürliche Plastiken eines Künstlers, über den in der üblichen Literatur keinerlei Informationen zu finden sind. Prinz Wolfgang zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (1887-1966) schenkte die Werke aus Bronze, Terrakotta und Holz 1963 dem Museum – soweit das Eingangsbuch. Beiliegende Beschriftungen verraten, dass die Figuren zwischen 1915 und 1932 entstanden sind. Sie enthalten auch die Namen von sieben der porträtierten Personen, von denen jedoch nur eine sicher einer Person zugeordnet werden kann. Dabei handelt es sich um eine Darstellung der zweiten Ehefrau des Künstlers, Lucie Baronin von Kleydorff (1893-1952). Über die Zuweisung der übrigen 6 Porträtbüsten können im Moment nur Vermutungen angestellt werden. Die größten 5 Figuren – allesamt weibliche Akte – tragen keinen Namen.         Doch wer ist dieser geheimnisvolle Prinz? Und weshalb ist uns trotz der hohen Qualität und Vielzahl seiner Werke nichts zu seiner künstlerischen Tätigkeit oder seinem Nachlass bekannt?

Informationen aus unterschiedlichen Stadt- bzw. Gemeindearchiven ermöglichten es uns, zumindest teilweise nachzuvollziehen, an welchen Orten er lebte und welchen Beruf er ausübte. Der gebürtige Bad Berleburger ist Oberstleutnant und Rittmeister. Er stirbt 1966 in Göttingen, lebte hier jedoch erst seit 1937. Davor ist er für zwei Jahre in Eschede gemeldet. Ein Vermerk in der dortigen Einwohnermeldekartei verrät, dass er „von Reisen“ kam. Wie lange er auf Reisen war und wo, bleibt ungeklärt. Zwischen 1916 und 1920 hatte er sich mit seiner ersten Ehefrau Editha von Niesewand (1888-1962) und zwei Söhnen in Kassel niedergelassen. Eine Auskunft über seine künstlerische Tätigkeit konnte mir jedoch keine der Institutionen geben. Das könnte daran liegen, dass Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg offensichtlich nicht hauptberuflich als Künstler arbeitete. Es ist zwar denkbar, dass die Kunst ein reines Hobby für ihn war, dass er mit den Plastiken Familienmitglieder und Bekannte verewigen wollte. Es ist jedoch schwer vorstellbar, dass seine Kunst den privaten Rahmen nie verließ, zumal die Qualität der Werke vermuten lässt, dass er eine künstlerische Ausbildung genossen hatte.

Es bleibt also spannend. Sie haben einen Hinweis für uns? Dann melden Sie sich gerne bei mir!                                                                              Weitere Forschungsergebnisse, dann hier im Blog…

 

Abb. 1: Große sitzende Figur, undatiert, Bronze; Abb. 2: Lucie Baronin von Kleydorff, 1927, Bronze; Abb. 3: Der Architekt Schenck, 1927, Bronze; Abb. 4: Halbliegende Figur, 1921, Terrakotta

 

 

 

 

(Izabela Mihaljevic, wiss. Volontärin)

Über Izabela Mihaljevic

Izabela Mihaljevic war Mitarbeiterin im Städtischen Museum Göttingen.