Im Rahmen meines studentischen Praktikums im Städtischen Museum unterstütze ich das Museum vor allem bei der digitalen Inventarisierung der umfangreichen Sammlung. Indem der gesamte Bestand des Hauses in einer einheitlichen Datenbank erfasst wird, können Arbeitsprozesse erleichtert und Information besser bereitgestellt werden. Das derzeitige Projekt widmet sich den etwa 200 Porzellanobjekten, die von Göttinger Porzellanmalern veredelt wurden. Deren Produkte erfreuten sich großer Beliebtheit, vor allem bei den wohlhabenden Studenten des 19. Jahrhunderts. Eine vergoldete Porzellantasse oder ein schicker porzellanener Pfeifenkopf mit Ansichten von Göttingen waren ein begehrtes und dekoratives Souvenir oder Präsent. Das Geschäft der bald über Göttingen hinaus bekannten Porzellanmaler florierte bis zum frühen 20. Jahrhundert. Viele schöne Stücke fanden den Weg durch gezielte Ankäufe oder Schenkungen ins Museum. Meine Lieblingsobjekte, auf die ich während der Arbeit gestoßen bin, möchte ich Ihnen hier zeigen:
Diese Ansichtstasse wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts in der Werkstatt von Johann Friedrich Spangenberg (1810-1886) bemalt. Von den westlichen Höhen fällt der Blick über den „Königsstieg“ – hier noch ein unbefestigter Weg – über das Leinetal hinweg auf die Stadt mit ihren Türmen und den Bau der Anatomie vor dem Wall. Dahinter erstreckt sich die bergige Landschaft südöstlich von Göttingen bis zum Horizont. Vorbild ist eine Arbeit von Friedrich Besemann (1796 – 1854).
Wahrscheinlich wurde die Porzellantasse in der Porzellanmanufaktur F.A. Schumann in Moabit bei Berlin gefertigt und in der Werkstatt von Philipp Petri (1800-1868) in Göttingen mit einer Ansicht des Rohns von Südwesten veredelt. Petris hervorragende künstlerische Fähigkeiten wurden sehr geschätzt und daher sind seine Porzellanmalereien besonders begehrt gewesen.
Auf diesem von Philipp Petri um 1835 bemalten Pfeifenkopf sind das mythische Paar Amor und Psyche zu sehen. Deren Liebesgeschichte wurde seit der Antike vielfach künstlerisch aufgegriffen. Die aufwändig bemalten Pfeifenköpfe waren sehr wertvoll und wurden wahrscheinlich nicht zum Rauchen benutzt, sondern zierten die biedermeierlichen Wohnräume.
Weitere Informationen zu der Porzellanmalerei in Göttingen erhalten Sie zum Beispiel in dem Begleitband zur Ausstellung im Städtischen Museum Göttingen von Dr. Jens-Uwe Brinkmann aus dem Jahr 2000.
Christina Freund; Praktikantin u. Studentin Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie