…Fragment von Staffordshire Creamware, gefunden bei einer Grabung an der Gebäudemauer des Museums!
Ende des 17. Jahrhunderts verbreitet sich die die neue Mode des Teetrinkens. Göttingen gehört damals zum Kurfürstentum Hannover. Seit 1714 ist es damit auch Teil der Personalunion des Kurfürstentums mit dem Königreich Großbritannien. Tee wird im Verlaufe des 18. Jahrhunderts in immer größeren Mengen aus China importiert. Es handelt sich dabei ausschließlich um grünen Tee. Durch China und die älteren friesischen Traditionen inspiriert, entwickelt sich in England die uns heute noch bekannte Teekultur. Zunächst bei der Oberschicht in England, dann auch zunehmend im Bürgertum. Serviert in bauchigen Kannen, wird er aus flachen, weitmundigen Tassen getrunken. Dazu gehören tiefe Untertassen.
Das bei einer Grabung an einer Gebäudemauer des Museums gefundene Fragment von Staffordshire Creamware ist kein Porzellan sondern Steingut. Es lässt sich aus einfachen Rohmaterialien und mit geringerer Brenntemperatur herstellen. Diese neue Technik der Keramikproduktion bildet die preisgünstigere Alternative zum teuren Porzellan. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wird diese Form der Keramikproduktion in Staffordshire, im Nordwesten Englands, entwickelt. Seit Jahrhunderten ist hier die wichtigste Keramikregion der Britischen Inseln. In protoindustrieller Produktionsweise lassen sich größere Mengen dieser Service anfertigen. Sie finden im wohlhabenden Bürgertum Englands, aber auch in Hannover reißenden Absatz.
Für Göttingen sind Preisentwicklungen für den An- und Verkauf von Tee im 18. Jahrhundert in Schriftquellen belegt. Von 1704 bis zum Ende des Jahrhunderts ist ein Preisverfall bis zu 250% dokumentiert. Gleichzeitig nimmt auch die Sorten- und Qualitätsvielfalt zu.
Seit dem 19. Jahrhundert produziert das Britische Empire immer größere Mengen Tee in Indien. Der fermentierte Schwarze Tee setzt sich durch. Er ist länger haltbar und besser ohne Qualitätsverluste zu transportieren. Durch sinkende Preise wird Tee nun zum Massenprodukt. Die Qualität, mit der in Staffordshire Teeservice hergestellt werden, variiert. Sie wird so unterschiedlich wie die Qualitäten und Preise für die Teesorten. Sie „endet“ im unteren Preissegment mit den heute bei uns üblichen Steingutbechern, die sowohl für Tee als auch für Kaffee verwendet werden.
(Städtisches Museum Göttingen)