Hinter den Barbara-Kulissen
Seit dem 22. Mai ist die Sonderausstellung „Barbara 1964“ im Städtischen Museum zu sehen. Die Kuratorin Andrea Rechenberg erzählt über die Vorbereitungen und die Erlebnisse bei der Ausstellungsplanung.
Wie ist die Idee zur Ausstellung „Barbara 1964“ entstanden? Die Initialzündung zu dieser Ausstellung kam durch eine Schenkung eines Konvoluts aus zahlreichen Briefen, Unterlagen und Platten von Barbara an das Stadtarchiv Göttingen. Wir überlegten, die Objekte im Archiv zu präsentieren oder diese mit der Stadtgeschichte zu verbinden und eine Ausstellung zu gestalten. Wir entschieden uns für letzteres, denn das Material eignete sich perfekt für eine Präsentation im Museum. Der Zeitpunkt stellte sich zudem als genau richtig heraus, da viele Zeitzeugen bereits hochbetagt sind.
Wie lange dauerte die Vorbereitungszeit? Wir haben im September 2015 mit den Vorbereitungen für die Ausstellung begonnen. Bis zur Eröffnung verblieben nur acht Monate, was für ein umfangreiches Ausstellungsprojekt sehr knapp ist. Daher mussten viele Arbeiten zurückgestellt werden. Man muss bedenken, dass eine Ausstellung nicht nur aus dem Rahmen von Bildern besteht. Auch Texte müssen geschrieben werden, die eine genaue Recherche verlangen. Ebenso musste der Bau der kompletten Ausstellungsmöbel durch unsere Werkstatt geplant und getragen werden. Für die Präsentation der Musik mussten zusätzlich Genehmigungen bei der Gema eingeholt werden. Das dauerte seine Zeit. Außerdem waren die Zeitzeugen, die in den Interviews zu Wort kommen, deutschlandweit verstreut, was eine genaue Koordination erforderte.
Was ist gegenüber den bisherigen Ausstellungen des Städtischen Museums anders? Sicherlich der Einsatz von sehr sehr viel Technik. Wir haben zahlreiche audio-visuelle Stationen in der Ausstellung, die einen lebendigen Einblick in Barbaras Auftritt geben können. Die Zeitzeugen-Interviews wurden für die Ausstellung geschnitten. Die vollständigen Befragungen sind im Stadtarchiv verwahrt und können dort gehört werden. Uns ist sogar gelungen, ein ganz neues Ausstellungsobjekt zu erschaffen, indem eine Radioübertragung mit Fotos unterlegt wurde.
Gab es Schwierigkeiten oder Überraschungen während der Recherche und Vorbereitungszeit? Eine große Herausforderung war die räumliche Situation im Museum. Besonders die Herstellung der Ausstellungsbauten war nicht immer einfach. Unsere Werkstatt ist momentan in einem Behelf untergebracht und musste ständig improvisieren und unser Foyer zeitweise für das Zuschneiden der Materialien und den Aufbau nutzen. Eine große Überraschung ist die Fülle von Dokumenten, die wir erschlossen haben. Für viele Geschichten gibt es keine Quellen. So manche Mythen, die sich von Barbaras Auftritt im allgemeinen Bewusstsein festgesetzt haben, stimmen nicht.
Was ist Ihr absolutes Highlight in der Ausstellung? Mir gefallen besonders die Zeitzeugen-Interviews, aber auch die Briefe. Ich habe zum ersten Mal eine biographische Ausstellung konzipiert. Das Eintauchen in die private Korrespondenz hat mich sehr berührt. Barbara war eine vielfältige Persönlichkeit, weil sie mehr als das Göttingen-Lied ist. Sie wollte sich als Künstlerin stets neu erfinden. Es ist beeindruckend, wie viele Emotionen Barbara noch bei den Menschen hervorruft. Ihre Fans stellen Interviews und liebevoll gestaltete Hommage-Videos auf verschiedenen Internetplattformen ein und transferieren sie so in eine neue Zeit.
Das Interview mit Andrea Rechenberg führte Saskia Johann.