Herr Dr. Beer, welchen Bereich im Museum betreuen Sie und was sind Ihre Aufgaben?
Zurzeit bin ich mit der Digitalisierung der Bilddokumente aus dem Fotoarchiv des Museums betraut. Ich scanne jede einzelne Fotografie, untersuche sie auf schriftliche Anmerkungen und speichere sie mitsamt der vorhandenen Informationen auf dem Computer ab. So wird es in Zukunft für die Mitarbeiter des Museums oder auch externe Forscher einfacher sein, eine bestimmte Fotografie zu finden.
Hatten Sie bereits, bevor Sie Ihre Tätigkeit hier angefangen haben, Erfahrungen mit Museumsarbeit?
Ich bin eigentlich Chemiker und habe von 1974 bis 2004 als Akademischer Rat am Institut für Anorganische Chemie gearbeitet. Hier habe ich hauptsächlich angehende Chemiker und Biologen im Praktikum betreut. Ich nahm meine Tätigkeit dort in der Zeit auf, als das Chemische Institut seinen alten Standort in der Hospitalstraße verließ und die neuen Räumlichkeiten auf dem Nordcampus bezog. Der Alte Standort in der Hospitalstraße, an dem in der Vergangenheit viele bedeutende Chemiker gearbeitet hatten, weckte jedoch mein Interesse an der Geschichte der Göttinger Universität. Dort hatten sich viele interessante historische Instrumente erhalten die es für nachfolgende Generationen zu bewahren lohnte. Ich bekam 1979 die Möglichkeit mit diesen Objekten ein kleines Museum in einem Raum in der Fakultät einzurichten, das ich in den folgenden Jahrzehnten betreute, das „Museum der Göttinger Chemie“. Das Museum existiert noch und wird heute vor allem von einem Förderverein unterstützt. Das macht auch Anschaffungen möglich. Mittlerweile besitzt das Museum neben den historischen Geräten auch Fotografien, Vorlesungsnachschriften, Bücher und vieles mehr. Insofern habe ich bereits eine gewisse Erfahrung mit Museumsarbeit.
Was motivierte Sie, eine ehrenamtliche Tätigkeit im Städtischen Museum aufzunehmen?
Ich habe das Städtische Museum oft und gerne besucht und kannte den Museumsleiter Herrn Dr. Böhme aus dem Geschichtsverein. Dort war ich 9 Jahre im Vorstand. Als ich in den Ruhestand ging, übernahm mein Nachfolger die Betreuung des „Museums der Göttinger Chemie“. Nach einiger gewissen Zeit bekam ich den Wunsch, auch im Ruhestand in eine ähnliche Richtung sinnvoll tätig zu werden. So ergab sich im Kontakt mit Herrn Dr. Böhme für mich die Möglichkeit, zwei Vormittage in der Woche im Städtischen Museum ehrenamtlich zu arbeiten.
Was macht den Reiz Ihrer derzeitigen Aufgaben hier aus? Wo wird es knifflig?
Im Zuge der Digitalisierung der historischen Fotografien ist es möglich, vieles zu entdecken. Besonders interessant finde ich historische Fotografien von Häusern, in denen einmal Menschen wohnten, die später in die Wissenschaftsgeschichte eingingen. Da viele berühmte Wissenschaftler in Göttingen tätig waren, begegnen mir solche Dokumente häufig. Knifflig wird es, wenn die Fotografien nicht beschriftet sind oder die Beschriftung nicht mehr entziffert werden kann. Meine Aufgabe ist jedoch so umfangreich, dass ich an diesem Punkt zunächst nicht vertieft weiterrecherchieren kann. Das bleibt dann den Personen überlassen, die sich in der Zukunft im Rahmen ihrer speziellen Forschungsvorhaben mit den Fotografien beschäftigen werden.
(Das Interview mit Dr. Günther Beer führte Izabela Mihaljevic, wissenschaftliche Volontärin.)