Kein Wunder, denn es handelt sich um das Haus, in dem heute das Junge Theater (JT) und das Kulturzentrum KAZ untergebracht sind. Diese Miniaturausgabe des 1836 am Wochenmarkt errichteten Otfried-Müller-Hauses war vermutlich Teil eines sogenannten Christgartens – einer regionalen Form der Landschaftskrippe. Was es mit den Christgärten auf sich hat, ist noch kaum erforscht. Zu klären wäre vor allem, wie alt und wie verbreitet diese Tradition in Göttingen war. Abgesehen von einigen wenigen Details und der veränderten Farbgebung zeigt das Modell das Otfried-Müller-Haus im Zustand vor dem 1856/57 erfolgten Anbau eines Veranstaltungssaals durch Friedrich Doeltz.
Das Otfried-Müller-Haus ist das einzige unter Denkmalschutz stehende klassizistische Gebäude in der ansonsten vorwiegend mittelalterlich geprägten Göttinger Innenstadt. Es wurde vom Baumeister Christian Friedrich Andreas Rohns als Wohnhaus für den Altphilologen und Begründer der Klassischen Archäologie und Alten Geschichte Karl Otfried Müller (1797-1840) und seine Familie erbaut. Die Entwürfe stammen von Müller selbst. Das Haus in klassizistischer Manier mit seinen freistehenden Dorischen Säulen, auf denen zwei breite Balkone ruhen, galt damals schon als ungewöhnlich.
Nach Müllers Tod wurde das Gebäude unterschiedlich genutzt und schließlich 1903 an die Stadt verkauft. Seit 1975 wird es vom JT und dem KAZ genutzt.
Im nächsten Jahr wird das Otfried-Müller-Haus mit Unterstützung der Bundesregierung saniert und für den Kulturbetrieb erweitert werden.
(Izabela Mihaljevic, wiss. Volontärin)