Herr Lange, was können Sie über Ihre Aufgabe hier im Museum berichten?
Ich biete Führungen durch die aktuelle Ausstellung für Schulklassen und Erwachsene an. Diese können individuell gebucht werden. Auch mit dem Ylab der Uni habe ich bereits zusammengearbeitet. Außerdem organisiere ich an ausgewählten Sonntagen offene Führungen. Nach Abbau der Sonderausstellung hätte ich auch Freude daran, hier im Museum Kurse zu speziellen Themen des Schulunterrichts zu betreuen.
Hatten Sie bereits, bevor Sie Ihre Tätigkeit hier angefangen haben, Erfahrungen im museumspädagogischen Bereich?
Ja und nein. Ich bin von Beruf Gymnasiallehrer und habe früher Geschichte, Politik und Französisch an der Goetheschule in Einbeck unterrichtet. Es hat mir immer schon Spaß gemacht, meine Schüler auf Klassenfahrten durch fremde Städte zu führen, und Museen habe ich für den Unterricht oft und gerne als außerschulische Lernorte genutzt. Nach meiner Pensionierung habe ich nach einer neuen Aufgabe gesucht und mich dann entschlossen, eine Fortbildung zum Stadtführer im Tourist Office zu machen. In der folgenden Zeit habe ich, neben den Stadtführungen in Göttingen, auch zahlreiche Reisegruppen, u. a. nach Frankreich und England, betreut.
Was motivierte Sie, eine ehrenamtliche Tätigkeit im Städtischen Museum aufzunehmen?
Ich fand es schade, dass das Museum durch die stagnierende Sanierung seit vielen Jahren kaum von Schulklassen besucht wurde. In Anbetracht der sehr gelungenen Reformationsausstellung wollte ich das ändern. Ich habe mich mit meinem Anliegen beim Museum vorgestellt und, nach produktiven Gesprächen mit Herrn Dr. Böhme und Frau Rechenberg, die Göttinger Schulen kontaktiert und Lehrer der Fächer Geschichte, Religion und Deutsch über die Möglichkeiten und den Nutzen eines Museumsbesuchs im Rahmen des Unterrichts informiert. Da das Thema Reformation 2017 auf dem Lehrplan stand, erhielt ich viele positive Rückmeldungen, und zahlreiche Buchungen für Schülerführungen im Museum folgten.
Welche Erwartungen hatten Sie, bevor Sie Ihre Tätigkeit hier begonnen haben? Was ist anders als gedacht?
Ich habe gehofft, dass die Schulen erkennen, welche Chancen eine Kooperation mit dem Museum bietet. Die Schüler erhalten hier die Möglichkeit, sich auf eine ganz andere, neue Weise mit dem Schulstoff zu beschäftigen. Die Theorie wird im Museum lebendig. Das stärkt den persönlichen Bezug der Schüler zu dem Thema und erhöht so den Lernerfolg. Viele Lehrer haben das erkannt. Manche schrecken jedoch vor dem Organisationsaufwand eines Museumsbesuchs im Rahmen des Unterrichts zurück. Das finde ich schade.
Was macht den Reiz ihrer Aufgabe aus? Welche Schwierigkeiten gibt es?
Die Tätigkeit bereitet mir sehr viel Freude, auch weil ich selbst viel dazulerne. Das Thema „Reformation in Göttingen“ ist sehr spannend. Jedes Mal, wenn ich mich damit beschäftige, entdecke ich neue Aspekte. Auch über die Gruppen kann ich nur Positives berichten. Neben Schülern der Jahrgänge 10 bis 13 habe ich verschiedene andere Gruppen geführt, darunter auch eine Gruppe von Menschen mit Behinderung. Alle waren sehr interessiert.
Die letzte offene Führung zur Sonderausstellung „1529 – Aufruhr und Umbruch“ findet am Sonntag, den 11. Februar 2018, um 11.30 Uhr statt.
(Das Interview mit Hinrich Lange führte Izabela Mihaljevic, wissenschaftliche Volontärin.)